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Martin Platz singt vom Seelenfrieden · Musikfest ION 2024 in Nürnberg

Martin Platz singt vom Seelenfrieden

© Foto: capturedbyanna

Martin Platz singt vom Seelenfrieden

Martin Platz, Tenor
Lautten Compagney Berlin

Mit Schönheit gegen die Angst singen. Deutschland vor 400 Jahren: Es gab Krieg, Wirtschaftskrisen, erstarkten Aberglauben, Verschwörungstheorien und eine kleine Eiszeit, die ganz Europa in eine Klimakrise stürzte. Und mittendrin gab es Melodien und Texte voller unerschütterlicher Hoffnung, voller Trost, Stärke und Liebe.

Der Nürnberger Tenor Martin Platz präsentiert zusammen mit der Lautten Compagney Berlin auf historischen Instrumenten zeitlos schöne Werke des Frühbarocks, allen voran vom Nürnberger Komponisten Johann Philipp Krieger. In St. Martha stellt Martin Platz erstmals das Programm seiner Debüt-CD in einem feinen Kammerkonzert vor.

Tickets: 15-35 €


Digitale Konzertmappe

Über Martin Platz

Seine musikalische Ausbildung erhielt der Tenor Martin Platz an der Hochschule für Musik Würzburg. Er studierte Gesang bei Martin Hummel und Chorleitung bei Prof. Jörg Straube. Daneben erhielt er viele wichtige Impulse von Magret Honig und Tilman Lichdi.

Martin Platz ist festes Mitglied im Opernensemble des Staatstheaters Nürnberg, wo er als lyrischer Tenor Rollen wie Belmonte in Mozarts Entführung aus dem Serail, Tamino in Mozarts Zauberflöte, Don Ottavio in Mozarts Don Giovanni, Steuermann in Wagners Fliegendem Holländer und die HauteContre Rollen in Rameaus Platee und Les Indes Galantes übernommen hat. Im November 2022 sang er sehr erfolgreich die Titelpartie in Anno Schreiers Uraufführung Alan Turing. Monteverdis Orfeo ist mit Martin Platz in der Titelpartie als Opernfilm in einer Produktion des Bayerischen Rundfunks erschienen. In der aktuellen Spielzeit 2024/25 ist er unter anderem als Tamino in einer Neuinszenierung von Mozarts Zauberflöte des Nürnberger Balletdirektors Goyo Montero zu hören. Außerdem steht er als Oronte in Händels Alcina und wieder als Alan Turing in Anno Schreiers Turing auf der Bühne.

Im Oratorienbereich hat Martin Platz viele große Werke aufgeführt. Im Sommer 2022 sang er unter der Leitung von Jordi Savall zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen, im August 2024 kehrt er dorthin als Solist in Beethovens 9. Sinfonie zurück. Er gastierte außerdem bei der Styriarte Graz, dem Beethovenfest Bonn, dem Berlioz Festival Cote Saint-Andre, in der Philharmonie Paris, den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, im Palau de la Musica Barcelona, bei den Dresdner Musikfestspielen, im Mailänder Dom, in der Philharmonie im Gasteig München, der Laeiszhalle Hamburg und vielen weitern tollen Konzerthäusern in Deutschland und Europa. Sein Schwerpunkt liegt auf der Evangelistenpartie von Bachs Johannes- und Matthäuspassion, die ihm ebenso wie alle anderen Werke von J. S. Bach ein Herzensanliegen sind. Daneben singt er auch viele Konzerte mit Musik von Monteverdi, Händel, Mozart, Mendelssohn, Rossini, Dvorak und vielen mehr. Martin Platz hat unter anderem mit den Dirigenten Philippe Herreweghe, Jordi Savall, Joana Mallwitz, Christopher Hogwood, Bernhard Labadie, Wolfgang Katschner, Hansjörg Albrecht, Enoch zu Guttenberg, Marcus Bosch, Paul Agnew und Hervet Niquet gearbeitet. Aktuell auf CD erschienen sind Bachs Weihnachtsoratorium und Beethovens Missa Solemnis mit Jordi Savall und Le Concert des Nations.

Im Jahr 2025 startet Martin Platz sein Soloprojekt Seelenfrieden gemeinsam mit der Lauttencompagney Berlin unter der Leitung von Wolfgang Katschner mit frühbarocker Musik u. a. von Johann Philipp Krieger mit Konzerten bei der Salzburger Mozartwoche, dem Winter in Schwetzingen, der ION Nürnberg und einer begleitenden CD-Prodkution mit dem Bayerischen Rundfunk.

In den letzten Jahren ist er zudem mehrmals mit dem Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Schubert, der "Schönen Magelone" von Brahms, Hugo Wolfs "italienischem Liederbuch" und Wolfs Mörike Liedern aufgetreten.
Martin Platz unterrichtet seit 2007 als Gesangsdozent an der HfM Würzburg.

Über die Lautten Compagney Berlin

Die Geschichte der historisch informierten Aufführungspraxis in der DDR ist noch nicht geschrieben – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass zwei der heute bedeutendsten deutschen Ensembles zu Beginn der Achtziger Jahre in Ost-Berlin gegründet wurden, die lautten compagney BERLIN und die Akademie für Alte Musik. Während im Westen das Spiel auf historischen Instrumenten vor dreißig, vierzig Jahren unaufhaltsam aus der Nische in die Konzertsäle drängte, war es in der DDR noch nicht Teil der offiziellen Kultur. Wer sich mit derlei befassen wollte, tat das meist neben seiner Arbeit im Orchester.

Wolfgang Katschner und Hans-Werner Apel dagegen waren noch Studenten der klassischen Gitarre, als sie sich an der Ost-Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ trafen und ihr gemeinsames Interesse an Alter Musik entdeckten. Sie vertieften sich in alte Handschriften und Drucke, in Partituren und Tabulaturen, die Komponisten heißen William Byrd, John Dowland, Matthew Locke oder William Lawes. Mit ihren modernen Gitarren kamen sie in dieser Musik nicht weiter. Also besorgten sie sich Lauten und Theorben und legen damit den klanglich intimen und zarten Grundstein für die lautten compagney BERLIN, die heute ein vielfach ausgezeichnetes und eines der weltweit originellsten, aufregendsten, fantasievollsten und vielseitigsten Ensembles Alter Musik ist.

Dass Sänger wie Dorothee Mields, Lynne Dawson oder Simone Kermes immer wieder mit der lautten compagney auftreten, belegt nicht nur deren musikalische Qualitäten, sondern auch die besondere konzeptionelle Intelligenz, die dieses Ensemble und Wolfgang Katschner antreibt, der zwar immer noch zur Laute greift, aber längst zum Dirigenten, Künstlerischen Leiter und Ideengenerator geworden ist:

Hier entstehen Programme und CDs, die Vertrautes und Unbekanntes mit dramaturgischem Sinn verbinden und außerdem mit einer Vitalität musiziert sind, die dem Begriff „Alte Musik“ spottet. Damit gelangen wir zum Kern, zu dem, was die lautten compagney von anderen Ensembles unterscheidet. Es pflegt seine Traditionen wie das Weihnachtsoratorium am zweiten Feiertag oder die Bach-Passionen am Karfreitag. Es spielt eine zutiefst berührende Marienvesper und hat mit Händel-Opern große Erfolge gefeiert.

Solche Repertoirewerke aber leuchten bei der lautten compagney in einem besonderen, gegenwärtigen Licht, weil das Ensemble in solchen Aufführungen auch von unzähligen künstlerischen Abenteuern jenseits dieser Gipfelwerke erzählt. Wolfgang Katschner ist nicht nur neugierig auf Musik, sondern auch auf neue Wege ihrer konzertanten Darstellung. Genial etwa die Idee, Musik von Tarquinio Merula und Philip Glass miteinander zu verweben – die CD „Timeless“ wurde für diese einzigartig und magisch zwischen Alt und Neu schwebenden Klänge mit dem ECHO ausgezeichnet. Mit dem AEQUINOX-Festival in Neuruppin hat die lautten compagney seit 2010 ihre individuelle Plattform für Experimente.

Die lautten compagney sucht mithin keine abstrakten Wahrheiten über die Vergangenheit und interessiert sich nicht für wettbewerbstaugliche Virtuosität – auch wenn sie ihr zu Gebote stünde. Sie macht Musik für die Hörer von heute. Wenn der leichthändige Slogan „historisch informiert, zeitgemäß interpretiert“ überhaupt auf ein Ensemble zutrifft, dann auf die lautten compagney.

Dass die historisch informierte Aufführungspraxis immer nur Annäherungen erlaubt an das, was einmal war, ist für die einen Anlass zur Frustration und zur umso verbissener betriebenen akademischen Philologie. Der lautten compagney eröffnet diese Unsicherheit vor allem kreative Freiräume, und das nicht nur in konzeptioneller, sondern auch interpretatorischer Hinsicht. Es gibt einen ganz bestimmten Griff in den Klang, oft auch einen ganz eigenen Humor, der den Aufführungen und Aufnahmen dieses Ensembles einen unverwechselbaren Ton gibt.

Wenn der Rhythmus so leichtfüßig wird, dass die Musik zu swingen beginnt, wirkt das Alte ganz nah. Aber zugleich berührt uns über die Jahrhunderte hinweg mit all dem Ernst jener Zeit ein Klang, dessen Wärme und Liebe, dessen Weisheit und Menschlichkeit uns trägt und bereichert.



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