Windsbacher Knabenchor & Lautten Compagney
Anja Pöche, Sopran
David Erler, Altus
Tobias Hunger, Tenor
Tobias Berndt, Bass
Windsbacher Knabenchor
Lautten Compagney Berlin
Ludwig Böhme, Dirigent
Werke von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594) & Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Giovanni Pierluigi da Palestrina und Johann Sebastian Bach: Dieses Konzert bringt zwei der bedeutendsten Komponisten der Musikgeschichte zusammen. Ludwig Böhme, Leiter des renommierten Windsbacher Knabenchores, hat für das Musikfest ION ein Programm entworfen, das einige der schönsten Werke Palestrinas in ihrer ganzen Meisterschaft vorstellt. Und Bachs große Kunst wird mit prächtigen Werken für Chor und Orchester erlebbar. Das Orchester Lautten Compagney Berlin sorgt zusammen mit den jungen Sängern für einen opulenten Klang.
Tickets: 15-70 €
Digitale Konzertmappe
Der Windsbacher Knabenchor zählt heute zur Spitze der Knabenchöre. Musikalisch liegt der Schwerpunkt dabei auf geistlicher Musik, wobei das Repertoire von der Renaissance bis zur Moderne reicht. Neben A-cappella-Werken aller Epochen umfasst es auch die großen Oratorien von Bach, Händel, Mozart, Mendelssohn Bartholdy und Brahms.
Der 1946 von Hans Thamm gegründete Chor wurde von seinem Nachfolger Karl-Friedrich Beringer über drei Jahrzehnte hinweg zu nationaler und internationaler Anerkennung geführt. 2012 übernahm Martin Lehmann die künstlerische Leitung des Ensembles. Renommierte Orchester wie das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin oder die Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus) arbeiten gern mit dem Chor zusammen. Zahlreiche CD-Produktionen sowie Hörfunk- und Fernsehauftritte überzeugen Musikkritiker und Publikum gleichermaßen.
Einladungen zu wichtigen Festivals wie dem Rheingau Musik Festival sowie regelmäßige Auftritte in den deutschen und europäischen Musikzentren unterstreichen die Bedeutung des Knabenchors im nationalen wie internationalen Musikleben. Konzertreisen führten die Sänger ins europäische Ausland wie auch nach Asien, Nord- und Südamerika, Israel, Australien und in den Vatikan.
Im Herbst 2019 führte eine Auslandstournee den Chor in den Mittleren Westen der USA. Das Konzert mit Simone Rubino in der Hamburger Elbphilharmonie im Februar 2020 war einer der letzten öffentlichen Auftritte des Chors vor der weltweiten Corona-Krise. Aufgrund des Lockdowns in Deutschland Mitte März wurden alle weiteren Konzerte der Saison 2019/20 abgesagt, darunter auch die Aufführung der Matthäuspassion in der Alten Oper Frankfurt und der Nürnberger Ludwigskirche.
Ab März 2020 hatte die Corona-Pandemie das Land und seine Kulturszene fest im Griff. Auch in Windsbach bekam man die Auswirkungen zu spüren: Das Sängerinternat musste mehrmals schließen, Chorproben fanden lange Zeit nur online statt. Zwischen den beiden Lockdowns wurde in Windsbach wieder Musik gemacht. Unter strenger Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln. Mit kleineren Auftritten und drei Streaming-Konzerten aus St. Gumbertus in Ansbach dokumentierten die jungen Sänger auch unter schwersten Bedingungen Leistungswillen und -bereitschaft.
2022 wurde Ludwig Böhme zum künstlerischen Leiter des Windsbacher Knabenchors berufen. Mit ihm leitet ein musikalisches Multitalent den renommierten Windsbacher Knabenchor: Er war unter anderem Mitbegründer und langjähriges Mitglied des Calmus Ensemble. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er im Leipziger Thomanerchor.
Ludwig Böhmes erste Saison mit dem Windsbacher Knabenchor führte ihn und seine Sänger nach Spanien. Dort kam das Weihnachtsoratorium von J.S. Bach unter anderem in Sevilla, Madrid und im Palau de la Música Catalana in Barcelona (Video) zur Aufführung. Neben vielen A-cappella-Konzerten erklang im Frühjahr und Sommer 2023 die Johannespassion in Breslau und Nürnberg sowie im Rahmen des Rheingau Musik Festivals und der Bachwoche Ansbach.
Ludwig Böhme liebt Vokalmusik in ihrer Vielfalt – als Dirigent, Dozent, Sänger und Arrangeur. 2022 wurde er zum künstlerischen Leiter des Windsbacher Knabenchores berufen und trat im September sein neues Amt an.
Seine Kindheit verbrachte Böhme im Thomanerchor und studierte danach Chordirigieren an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. 1999 gründete er mit anderen ehemaligen Thomanern das Calmus Ensemble. 23 Jahre lang war er Bariton und kreativer Kopf des Leipziger Quintetts, das sich unter seiner Mitwirkung zu einer der führenden Vokalgruppen unserer Zeit entwickelte, vielfach ausgezeichnet wurde und mit seiner großen stilistischen Bandbreite weltweit Erfolge feierte.
Von 2002 bis 2022 leitete Böhme den Kammerchor Josquin des Préz, ein semiprofessionelles Leipziger Ensemble, spezialisiert auf Alte Musik, aber ebenso offen für andere Epochen. Unter ihm gewann der Chor 2018 einen Ersten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb. Böhme war Intendant und Initiator der Konzertreihe „Josquin – Das Projekt“, der weltweit ersten Gesamtaufführung des Josquin‘schen Werkes, die 2004 in der Leipziger Thomaskirche begann und dort 2017 ihr umjubeltes Finale feierte.
Zehn Jahre lang prägte Ludwig Böhme als künstlerischer Leiter den Leipziger Synagogalchor, ein vielfach ausgezeichnetes, freies Ensemble, das sich seit 1962 ausschließlich synagogaler und jiddischer Musik widmet. Viele Projekte, von der Wiederentdeckung chorsinfonischer Werke bis hin zu Toleranz-Konzepten, haben in seiner Amtszeit dazu beigetragen, jüdische Musik in der Chorszene sichtbarer zu machen.
Eine äußerst rege Bühnentätigkeit mit seinen Ensembles war die Folge: Böhme war Gast bei den großen deutschen Musikfestivals, konzertiere in zahlreichen europäischen Ländern, in Israel, Mittel- und Südamerika sowie bei über 30 Tourneen in den USA und Kanada. Immer wieder kam es dabei zu spannenden Kooperationen, z.B. mit Elke Heidenreich, der HR Bigband, dem MDR Sinfonieorchester, der lautten compagney Berlin, Hille Perl oder Wenzel & Band. Mehr als 30 CD-Produktionen, prämiert u.a. mit OPUS und ECHO Klassik sowie mehreren CARA- und Supersonic Awards, dokumentieren sein umfangreiches Schaffen.
Ludwig Böhme unterrichtete Dirigieren an den Musikhochschulen in Leipzig und Halle, er gab regelmäßig Workshops und Meisterkurse und ist als Komponist und Arrangeur aktiv. Zusammen mit seiner Familie lebt er in Windsbach.
Die Geschichte der historisch informierten Aufführungspraxis in der DDR ist noch nicht geschrieben – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass zwei der heute bedeutendsten deutschen Ensembles zu Beginn der Achtziger Jahre in Ost-Berlin gegründet wurden, die lautten compagney BERLIN und die Akademie für Alte Musik. Während im Westen das Spiel auf historischen Instrumenten vor dreißig, vierzig Jahren unaufhaltsam aus der Nische in die Konzertsäle drängte, war es in der DDR noch nicht Teil der offiziellen Kultur. Wer sich mit derlei befassen wollte, tat das meist neben seiner Arbeit im Orchester.
Wolfgang Katschner und Hans-Werner Apel dagegen waren noch Studenten der klassischen Gitarre, als sie sich an der Ost-Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ trafen und ihr gemeinsames Interesse an Alter Musik entdeckten. Sie vertieften sich in alte Handschriften und Drucke, in Partituren und Tabulaturen, die Komponisten heißen William Byrd, John Dowland, Matthew Locke oder William Lawes. Mit ihren modernen Gitarren kamen sie in dieser Musik nicht weiter. Also besorgten sie sich Lauten und Theorben und legen damit den klanglich intimen und zarten Grundstein für die lautten compagney BERLIN, die heute ein vielfach ausgezeichnetes und eines der weltweit originellsten, aufregendsten, fantasievollsten und vielseitigsten Ensembles Alter Musik ist.
Dass Sänger wie Dorothee Mields, Lynne Dawson oder Simone Kermes immer wieder mit der lautten compagney auftreten, belegt nicht nur deren musikalische Qualitäten, sondern auch die besondere konzeptionelle Intelligenz, die dieses Ensemble und Wolfgang Katschner antreibt, der zwar immer noch zur Laute greift, aber längst zum Dirigenten, Künstlerischen Leiter und Ideengenerator geworden ist:
Hier entstehen Programme und CDs, die Vertrautes und Unbekanntes mit dramaturgischem Sinn verbinden und außerdem mit einer Vitalität musiziert sind, die dem Begriff „Alte Musik“ spottet. Damit gelangen wir zum Kern, zu dem, was die lautten compagney von anderen Ensembles unterscheidet. Es pflegt seine Traditionen wie das Weihnachtsoratorium am zweiten Feiertag oder die Bach-Passionen am Karfreitag. Es spielt eine zutiefst berührende Marienvesper und hat mit Händel-Opern große Erfolge gefeiert.
Solche Repertoirewerke aber leuchten bei der lautten compagney in einem besonderen, gegenwärtigen Licht, weil das Ensemble in solchen Aufführungen auch von unzähligen künstlerischen Abenteuern jenseits dieser Gipfelwerke erzählt. Wolfgang Katschner ist nicht nur neugierig auf Musik, sondern auch auf neue Wege ihrer konzertanten Darstellung. Genial etwa die Idee, Musik von Tarquinio Merula und Philip Glass miteinander zu verweben – die CD „Timeless“ wurde für diese einzigartig und magisch zwischen Alt und Neu schwebenden Klänge mit dem ECHO ausgezeichnet. Mit dem AEQUINOX-Festival in Neuruppin hat die lautten compagney seit 2010 ihre individuelle Plattform für Experimente.
Die lautten compagney sucht mithin keine abstrakten Wahrheiten über die Vergangenheit und interessiert sich nicht für wettbewerbstaugliche Virtuosität – auch wenn sie ihr zu Gebote stünde. Sie macht Musik für die Hörer von heute. Wenn der leichthändige Slogan „historisch informiert, zeitgemäß interpretiert“ überhaupt auf ein Ensemble zutrifft, dann auf die lautten compagney.
Dass die historisch informierte Aufführungspraxis immer nur Annäherungen erlaubt an das, was einmal war, ist für die einen Anlass zur Frustration und zur umso verbissener betriebenen akademischen Philologie. Der lautten compagney eröffnet diese Unsicherheit vor allem kreative Freiräume, und das nicht nur in konzeptioneller, sondern auch interpretatorischer Hinsicht. Es gibt einen ganz bestimmten Griff in den Klang, oft auch einen ganz eigenen Humor, der den Aufführungen und Aufnahmen dieses Ensembles einen unverwechselbaren Ton gibt.
Wenn der Rhythmus so leichtfüßig wird, dass die Musik zu swingen beginnt, wirkt das Alte ganz nah. Aber zugleich berührt uns über die Jahrhunderte hinweg mit all dem Ernst jener Zeit ein Klang, dessen Wärme und Liebe, dessen Weisheit und Menschlichkeit uns trägt und bereichert.
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